Die Länder
Die Sprachen
Kroatische - Serbische - Bosnische Sprache
„Es ist doch alles gleich!“, höre ich oft. Die Fachleute haben jedoch in linguistischer Hinsicht häufig eine andere Meinung:
Früher kannten wir in Deutschland fast ausschließlich das „Serbokroatische“. Dies war jedoch lediglich eine in der damaligen SR Serbien geläufige Bezeichnung für Serbisch und Kroatisch zusammen – doch keine eigene Sprache. Die Kroaten verwendeten seinerzeit in ihren Zeugnissen den Terminus „Kroatoserbisch“. Von „Bosnisch“ war kaum die Rede.
Kroatisch, Bosnisch und Serbisch gehören zur südslawischen Untergruppe des slawischen Zweigs der Indoeuropäischen Sprachen. Linguistisch sind sie weitgehend identisch. Früher wurden sie fast überall im Ausland „Serbokroatisch“ genannt.
Kroatisch ist die Muttersprache von ca. sieben Millionen Menschen in Kroatien, zusätzlich noch in Teilen Bosniens der Herzegowina – dem Gebiet um Mostar – sowie in Nordost-Bosnien – dem Gebiet um Bosanski Brod, aber auch von im Ausland lebenden Kroaten. Im Kroatischen wird nur das lateinische Alphabet verwendet. Nach der Unabhängigkeitserklärung 1991 wurde Kroatisch als eigenständige Sprache anerkannt. Am 1. Juli 2013 wird Kroatisch die 24. Amtssprache der Europäischen Union.
Serbisch (српски језик) sprechen etwa zehn Millionen Menschen in Serbien, in Montenegro und im Ausland. Dort ist sie die Amtssprache und wird gleichberechtigt mit kyrillischem oder lateinischem Alphabet geschrieben. Serbisch ist nicht nur in Serbien Amtssprache, sondern auch im serbischen Teil von Bosnien und der Herzegowina, in Montenegro, im Kosovo, auf Athos in Griechenland, regional sogar in Kroatien – und in Mazedonien. In Rumänien, der Slowakei, Slowenien und Ungarn wurde sie als anerkannte Minderheitssprache akzeptiert.
Bosnisch wird von etwa drei Millionen Menschen in Bosnien und Herzegowina als Amtssprache gesprochen. Das Bosnische beinhaltet, im Vergleich zum Serbischen und Kroatischen, zahlreiche Lehnwörter aus dem Türkischen, Arabischen oder Persischen, die jedoch sehr abgewandelt und bibliographisch oft noch nicht erfasst sind.
Montenegrinisch (crnogorski jezik) ist eine eigene südslawische Sprachvarietät und Amtssprache in Montenegro. Die einen betrachten sie als eigenständige Sprache, andere hingegen sehen sie als Teil des plurizentrischen Serbisch resp. Serbokroatisch an. So vermeiden die montenegrinischen Offiziellen seit der Unabhängigkeit des Landes 2006 in offiziellen Dokumenten die bisherige Sprachbezeichnung „Serbisch“.
Der Language Code nach ISO 639 ist hr (für Kroatisch), sr (für Serbisch) und bos (für Bosnisch); der Code für „Serbokroatisch“ war sh und wurde 2000 abgeschafft.
Zu den südslawischen Sprachen gehören außerdem Mazedonisch / Makedonisch, Bulgarisch und Slowenisch.
Die anderen beiden Gruppen der urslawischen Sprachen sind noch Ostslawisch (Russisch, Ukrainisch, Weißrussisch) sowie Westslawisch (Tschechisch, Slowakisch, Polnisch, Kaschubisch und Sorbisch)
Die übersetzerische Schwierigkeit heutzutage liegt in der Ähnlichkeit der Sprachen, der unabdingbaren Kenntnis ihrer Unterschiede, der korrekten Verwendung von neuen Wortschöpfungen, die bibliographisch zum Teil noch gar nicht umfassend erfasst sind – und der fokussierten Einsetzung der erforderlichen Begriffe genau dann, wenn die Situation dies erfordert. Ein einziges Wort aus dem „jeweils anderen Sprachlager“ zu verwenden kann auf dem politischen Parkett in nur einem Augenblick zu großem Missmut führen.
In Kroatien wurden nach 1991 viele – der Bevölkerung oft nicht mehr bekannte – Archaismen aus der Zeit vor 1918 wieder in den Sprachgebrauch genommen – und mussten neu gelernt werden. Auch die Rechtssprache ändert sich häufig, so daß stets eine genaue Recherche der aktuell verwendeten Begriffe erforderlich ist.
Kroatien
Ländername: Republik Kroatien (Republika Hrvatska)
Fläche: 56.542 km2
Fläche des territorialen Meeres: 31.067 km²
Küstenlänge: 5.835 km
Anzahl der Inseln, Felsen und Riffe: 1.185 – davon 67 bewohnte Inseln, die beiden größten sind Krk und Cres
Einwohner: ca. 4.300.000
Hauptstadt: Zagreb (Agram), ca. 700.000 Anwohner (inkl. der Vororte ca. 1 Mio)
Landessprache: Kroatisch (in Gebieten mit starken ethnischen Minderheiten ist daneben Serbisch, Italienisch, Ungarisch Amtssprache)
Höchster Berggipfel: Dinara mit 1.831 m
Währung: Kuna (HRK – 1 Kuna = 100 Lipa)
Verfassungsform: Parlamentarische Demokratie; das Parlament („Hrvatski sabor“) hat 151 Abgeordnete.
Staatsoberhaupt: Präsident Zoran Milanović
Regierungschef: Andrej Plenković
Kroatien wird zum 01.07.2013 Vollmitglied der EU. Seit 01.04.2009 ist es Mitglied der NATO. Das Land beteiligt sich an Friedens- und politischen Missionen der NATO, der EU und der UN; so auch mit etwa 300 Soldaten an ISAF in Afghanistan.
Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit der Angaben kann nicht übernommen werden. (Datenquelle: Auswärtiges Amt)
Einige berühmte Kroaten
MARIN (4. JH) Steinmetz von der Insel Rab, Gründer von San Marino, der ersten Republik in Europa
LUPPIS, IVAN (1813-1875) Seeoffizier aus meiner Geburtsstadt Rijeka, Erfinder des Torpedos, der zum ersten Mal 1866 in Whiteheads Fabrik in Rijeka produziert wurde.
PENKALA, SLAVOLJUB EDUARD (1871-1922) Erfinder des mechanischen Bleistifts und der Füllfeder im Jahr 1906 sowie des ersten zweisitzigen kroatischen Flugzeugs
POLO, MARCO (1254-1324) Venezianischer Abenteurer und Forscher, der nach traditioneller Überlieferung von der Insel Korčula stammt
RUŽIČKA, LAVOSLAV (1887-1976) Chemiker, wirkte in der Schweiz, Nobelpreis für Chemie 1939
PRELOG, VLADIMIR (1906-1998) Chemiker, wirkte in der Schweiz, Nobelpreisträger für Chemie 1975
SCHWARTZ, DAVID (1852-1897) Konstrukteur eines Flugkörpers mit Metallkonstruktion; Ferdinand Zeppelin kaufte seine Arbeiten ab und erschuf auf ihrer Grundlage das Flugschiff, das nunmehr den Namen Zeppelin trägt.
TESLA, NIKOLA (1856-1943) Physiker, wirkte in den USA, einer der größten Erfinder auf dem Gebiet der Elektrotechnik, projektierte das erste Wechselstrom-Wasserkrafterk an den Niagarafällen, schuf die Grundlagen für Radargeräte; nach ihm wird die Maßeinheit für Magnetinduktion benannt (Tesla – T); geboren wurde er Punkt Mitternacht zwischen dem 9. und 10. Juli 1856 in Smiljan, unweit von Gospic
VRANČIĆ, FAUST (1551-1617) Erfinder, Philosoph und Lexikograph; antizipierte eine Reihe technischer Erfindungen, unter anderem auch den Fallschirm
VUČETIĆ, IVAN (1858-1925) einer der Erfinder der Daktyloskopie, einer Methode für Personenidentifizierung aufgrund von Fingerabdrücken
STERNBACH, LEO HENRYK (1908 – 2005), Chemiker und Pharmazeut – als Erfinder des Beruhigungsmedikaments Valium bekannt – wurde in Opatija geboren.
KOSTELIĆ JANICA (*1982), Skirennläuferin
IVANIŠEVIĆ GORAN (*1971), Tennisspieler
LUSTIG BRANKO (*1932) Produzent (Oskar für Schindlers Liste, Hannibal, Gladiator, The Peacemaker, Black Hawk Down u.a.) und Schauspieler
MAGLICA ANTHONY – ANTE (*1931) – Gründer der Fa. Mag Instrument Inc und Erfinder der Maglite-Taschenlampen
Kroatische Nobelpreisträger
Lavoslav (Leopold) Ružička (1887 – 1976) – Nobelpreis für Chemie (1939)
Ivo Andrić (1892 – 1975) – Nobelpreis für Literatur 1961
Serbien
Ländername: Republik Serbien (Republika Srbija)
Fläche: 88.361 km²
Hauptstadt: Belgrad (Beograd), ca. 2 Mio Einwohner
Bevölkerung: etwa 7,2 Mio Einwohner
Landessprache: Serbisch (geschrieben sowohl in lateinischer wie in kyrillischer Schrift), regional auch die Sprachen der Minderheiten, im Kosovo Albanisch und Serbisch als Amtssprachen.
Staatsform: Parlamentarische Republik
Währung: Dinar (RSD)
Präsident: Tomislav Nikolić
Regierungschef: Ivica Dačić
Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit der Angaben kann nicht übernommen werden. (Datenquelle: Auswärtiges Amt)
Einige berühmte Serben
PUPIN, MIHAJLO (1854 – 1935), Physiker und Schriftsteller, 1984 erfand er die Pupinspule, mit der das Telefonieren überhaupt erst möglich wurde. 1986 erfand er eine Methode, ein mit fluoreszenten Substanzen beschichtetes Papier neben die fotografische Platte zu platzieren, was die Belichtungszeit von damals über einer Stunde auf wenige Sekunden senkte.
TESLA, NIKOLA (1856 – 1943), wurde zwar in Kroatien geboren, doch seine Eltern sind serbischer Abstammung. Seine Urne steht im Belgrader Nikola-Tesla-Museum.
EINSTEIN-MARIC, MILEVA (1975 – 1948), Kommilitonin und die erste Ehefrau des berühmten Albert Einstein, gilt als „die Mutter der Relativitätstheorie“. Sie war die erste Frau überhaupt, die Physik und Mathematik studierte.
Bosnien
Ländername: Bosnien und Herzegowina / Bosna i Hercegovina (BiH)
Hauptstadt: Sarajevo (ca. 300.000 Einwohner),
Fläche: 51.197 km²
Landessprache: Bosnisch-Serbisch-Kroatisch, mit lateinischem (bosnisch/kroatisch) und kyrillischem Alphabet (serbisch)
Bevölkerung: ca. 4,6 Mio.
Tiefster Punkt: Stadt Neum, 0 m
Höchster Punkt: Maglić, 2386 m
Küstenlinie: 21,2 km
Währung: Konvertierbare Mark (Konvertibilna Marka – KM)
Politisches System: Mehrparteiensystem
Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit der Angaben kann nicht übernommen werden. (Datenquelle: Auswärtiges Amt)
Am 26.10.1961 wurde dem am 09.10.1892 in Dolac bei Travnik, Bosnien und Herzegowina geborenen Dr. Ivo Andrić für sein 1945 geschriebenes Werk „Na Drini ćuprija“ (Die Brücke über die Drina“) der Nobelpreis für Literatur verliehen. Er starb am 13. März 1975 in Belgrad.
In Bosnien sind u.a. zwei wunderschöne Brücken zu besichtigen, die beide als UNESCO-Welterbe gelten: „Stari most“ – die alte Brücke von Mostar und „Stari most u Višegradu“ – die alte Brücke von Višegrad.
Montenegro
Fläche: 13.812 km²
Hauptstadt: Podgorica (früherer Name Titograd)
Einwohner: ca. 680.000
Küstenlänge: 293,5 km, davon 73 km Strand
Höchster Berggipfel: Bobozov kuk im Bergmassiv Durmitor 2.525 m
Währungseinheit: Euro
Amtssprache: Montenegrinisch, regional auch Serbisch, Bosnisch, Albanisch und Kroatisch
Politische Struktur: Parlamentarische Demokratie; mit der Unabhängigkeitserklärung vom 03.06.2006 schied der Staat aus der Staatenunion „Serbien und Montenegro“ aus und wurde ein souveräner Staat.
Staatspräsident: Milo Đukanović
Premierminister: Dritan Abazović
Das Land strebt die Vollmitgliedschaft in der NATO an und führt Beitrittsverhandlungen mit der Europäischen Union für Mitte 2012.
Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit der Angaben kann nicht übernommen werden. (Datenquelle: Auswärtiges Amt)