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Bei Anruf - Mordsärger


Die Masche ist immer noch dieselbe: Ein – nicht bestellter – Anruf eines Außendienstmitarbeiters, der Ihnen „nichts verkaufen will“. Im Gegenteil – Sie kriegen gar etwas umsonst. Und wenn Sie nicht gleich auflegen, kriegen Sie in Wirklichkeit – finanziellen Ärger. Teuere Knebelverträge mit Sachschaden bis zu 8000 Euro und mehr drohen. Denn das Firmengeflecht, das europaweit unter verschiedenen Namen firmiert, hat eine Anwaltskanzlei an der Hand, die sie wie eine eigene Rechtsabteilung eines Großunternehmens aussehen lässt…

Hier aus dem persönlichen Bericht eines Betroffenen aus dem Jahr 2009, wie er das Geschehen nach dem Telefonat niedergeschrieben und hautnah miterlebt hat:

„Guten Tag, mein Name ist Hase, spreche ich mit Herrn Wartenur? Also, vorab erst einmal eine Entwarnung: Keine Sorge – ich will Ihnen nichts verkaufen! Ich bin von der Marketingabteilung der Firma Internet Cold Call und bereite in der Sektion Stuttgart den Vertrieb vor, und genau aus diesem Grund suche ich interessante Partner beziehungsweise Referenzunternehmen, die mit einem professionellen Internetauftritt ausgestattet werden, bei dem wir die kompletten Erstellungskosten übernehmen. Sie bekommen von uns eine kostenlose Homepage. Ist das interessant für Sie?“

So ähnlich beginnen auch heute noch die Telefonate, die gut geschulten Mitarbeiter einer Webfirma in Deutschland nach einem Einheits-Leitfaden herunterleiern. Wenn Sie bis jetzt noch nicht aufgelegt, sondern schon einen Termin ausgemacht haben: Vorsicht, Falle!

Die psychologisch bestens instruierten Verkäufer lassen keinen Trick aus, um Ihnen einen Website-Vertrag anzudrehen, der sich als Langzeitknebelvertrag mit einem monatlichen Beitrag zwischen 120 und 250 Euro zuzüglich Mehrwertsteuer und einer – halten Sie sich fest! – bis zu 48-monatigen Vertragsdauer entpuppt! Die Beträge sind jährlich im Voraus zu bezahlen, Ihre möglicherweise bestehende Internetpräsenz müssen Sie abgeben – und haben jahrelang eine teuere Website, die Ihnen anschließend nicht einmal gehört.

Dafür wurde Ihnen versichert, dass Sie sich um nichts zu kümmern bräuchten, mehrmals im Jahr frische Updates gemacht würden oder die Seite im Suchmaschinen-Ranking gaanz, gaaanz weit oben stehen werde. Ihnen werden Referenzseiten gezeigt, die gut gemacht sind, es wird Ihnen vorgerechnet, wie viel die Erstellung einer professionellen Website woanders angeblich kostet, bis Sie irgendwann den Überblick verlieren. Sie werden auch darüber informiert, dass Sie „nur heute“ unterschreiben könnten, da sich der Verkäufer sonst einer anderen Referenzfirma zuwenden werde.

Falls Sie trotzdem an so einem Angebot interessiert sind: Schreiben Sie sich alles auf, was Ihnen zugesichert wird. Bitten Sie Zeugen, bei dem Gespräch anwesend zu sein. Lassen Sie sich sämtliche Versprechungen schriftlich gegenzeichnen. Denn die Texte für Ihre Website müssen Sie trotzdem selbst liefern. Die Fotos müssen Sie selbst beibringen. Sie persönlich tragen jegliche Verantwortung für eine fremderstellte Website. Ihnen wird nichts abgenommen. Außer Geld.

Der Clou an der ganzen Sache: Sie haben als Unternehmer kein Rücktrittsrecht vom Vertrag wie das bei einer Privatperson und Haustürgeschäften der Fall ist. Solche Firmen wählen gezielt Kleinunternehmer und Freiberufler aus, denn sie wissen, dass die Selbständigen einfach nur froh sind, wenn ihnen jemand ein wenig Arbeit mit der Internetpräsenz abnimmt, von der die meisten ohnehin nur wenig Ahnung haben. Und die dann vom Regen in die Traufe kommen. Oft sind diese Webfirmen Abkömmlinge ähnlicher anderer, bereits vom Markt gegangener Unternehmen. Wer im Internet unter den Stichworten „Referenzkundenmasche“ + „Anti Spam“ + „Cold Call“ + „Abzocke“ stöbert, wird schnell fündig und ist bei einem Cold Call schon im Voraus gewappnet. Derzeit annonciert eine solche Firma bundesweit nach neuen „Außendienstmitarbeitern“.

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